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Karibiktrip nach Monte Virgen

Posted by admin at 10:10 on 02.12.2022

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Ein eindrücklicher Besuch im Niemandsland


Der grösste Teil der Karibikseite im Norden Panamas ist bis heute noch kaum mit Strassen erschlossen. Eine erste Strasse, in der Mitte Panamas, quer durchs Land an die Küste im Norden, wurde erst vor zwei Jahren fertig gestellt. Immerhin – denn anstatt 18 Stunden Fussmarsch braucht man so heutzutage von Santa Fe, ein Ort am Rand des Urwaldgebiets, nur knapp zwei Stunden mit dem Auto bis zur Küste. Vom Küstendorf «Calovébora» geht es dann mit dem Boot weiter übers Meer und dann so weit es geht im Fluss und zuletzt zu Fuss. Wie auch die letzten Male, durfte ich auch diesmal ein Team von Einheimischen nach «Monte Virgen» begleiten, welches hier zuvor schon mal gewesen war. Werner Zimmermann, der Missionar, der in dieser Region tätig ist, war diesmal nicht dabei.

Anreise nach Monte Virgen - zuerst im Auto, dann mit dem Boot und zuletzt zu Fuss durch viel Matsch und Flüsse...

Auch wenn die Region, die wir besuchten, nicht als indigenes Gebiet anerkannt ist, gibt es hier Flussaufwärts fast ausschliesslich Ngäbe Siedlungen, von denen viele erst in den letzten Jahrzehnten gegründet wurden (an der Küste wohnen auch «Campesinos», das sind Panamas Latinos vom Land, d.h.  sie sind Teil der Mischlingsbevölkerung. In vielen Fällen sind’s einfach Indigene, die ihre Identität «vergessen» haben). Die Ngäbe, die häufig Flussaufwärts leben, sind erst in den letzten 15-30 Jahren von der Comarca, auf der Suche nach Land und besseren Überlebensmöglichkeiten, in diese Gebiete ausgewandert. Dort widmen sich heute viele nur noch nebenbei der Landwirtschaft. Ihr Einkommen erarbeiten sie sich mit dem langwierigen Waschen von Gold. Mit Pumpen wird die Erde Schicht um Schicht gewaschen, wo dann in einer einfachen Vorrichtung bis zum Abend, im besten Fall, ein paar winzige Goldflocken hängen bleiben. Die bezahlten Preise fürs Gold sind dabei eher bescheiden, aber es reicht fürs Überleben. Arm sind trotzdem fast alle. Da das Gebiet so abgelegen ist, kostet hier alles viel mehr (es ist etwas, das uns immer wieder ins Auge sticht: die Ärmsten in Panama zahlen häufig am meisten für alles!). Nur schon die anderthalbstündige Anreise mit dem Boot kostete, ein Weg wohlgemerkt, 330 USD.

Was mich sehr beeindruckt hat, ist, dass der gesamte Betrag für die Bootsfahrt von der Gemeinde, die wir besucht haben, bezahlt wurde. Nicht nur das: es wurde auch extra eine Kuh geschlachtet und geräuchert und auch sonst wurden wir reichlich mit Essen versorgt. Dazu haben die Leute fleissig Bibeln und Bücher bestellt und gekauft, insgesamt im Wert von über 1500 USD (was bei ihrem Einkommen sehr viel Geld ist). Es war ersichtlich wie dankbar sie für unseren Besuch in ihrem abgeschiedenen Dorf waren und auch, wie froh sie für die mitgebrachte Literatur waren.

Monte Virgen - Blick auf die Kapelle (links) und auf die Siedlung

Monte Virgen wurde vor etwas mehr als 13 Jahren gegründet. Das kleine Dorf befindet sich mitten im Urwald, die nächste Siedlung ist zwei Stunden Fussmarsch entfernt. Eine Schule gibt es noch keine, die meisten Kindern lernen lesen und schreiben nur wenn die Eltern es ihnen beibringen (im Moment läuft ein Prozess, dass der Staat eine Lehrperson schickt – ein kleines Schulhaus haben sie bereits gebaut). Ob die Siedlung langfristig bestehen wird, ist ungewiss. Denn diese Region wird von der Regierung nicht als indigenes Gebiet anerkannt und sie wird es auch nie tun, denn die Gegend ist reich an Bodenschätzen. So werden nicht weit von Monte Virgen Gold und andere Edelmetalle von ausländischen Firmen im grossen Stil abgebaut. Es wird dabei nicht nur die Natur zerstört, sondern auch die Rechte der Menschen dort spielen in so fällen eine eher untergeordnete Rolle. So wurde mir erzählt, dass wegen der Mine bereits ein Ngäbe Dorf abgebrannt wurde (was ich nicht überprüfen konnte, die Leute wurden aber sehr wahrscheinlich (zwangs-) umgesiedelt).

Was haben wir in Monte Virgen gemacht? Nun, bei solchen Besuchen läuft es meist ziemlich ähnlich. Am Morgen und am Nachmittag gibt’s ein «Seminar» für Gemeindemitarbeiter. Nach dem Mittagessen gibt es dann kurz Zeit für eine Siesta, wenn man nicht gerade in ein Gespräch verwickelt ist oder am Bücher verkaufen ist. Vor dem Abendessen geht man dann im Bach baden und wäscht gleich die Kleider, die dann bis zum nächsten Tag hoffentlich wieder trocken sind (so muss man nicht so viel mitnehmen). Am Abend findet dann immer einen Gottesdienst statt, der sich dank vielen Beiträgen teils bis spät in die Nacht hinziehen kann. Danach wird häufig vor dem Schlafen noch ein Kaffee serviert. Geschlafen habe ich in einer Hängematte.