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Organisation

Ein von aussen aufgesetztes System das zum Chaos beiträgt

Bevor die Spanier in Panama eintrafen, existierten im Land noch viel mehr verschiedene Volksgruppen als jetzt. In den Ebenen und Küstenregionen gab es bereits größere und gut organisierte Siedlungen, in denen bereits große Flächen von Mais und andere Produkte angebaut wurden. In den Bergen im Westen Panamas, wo heute die Ngäbe leben, waren die verschiedenen Gruppen eher lose und dezentral organisiert. Es gab damals zwar Häuptlinge, aber die hatten nur im Kriegsfall als Führungspersonen eine Bedeutung (was aber durchaus häufig vorkam). Abgesehen davon lebte jede Sippe relativ eigenständig. Der Lebensmittelpunkt war der eigene Clan, wo das Familienoberhaupt das Sagen hatte.

Kontakte zu anderen Sippen gab es durch Heirat oder durch die traditionellen Feste der Balsería oder Chichería. Diese Feste waren stets mit einem übermäßigen Alkoholkonsum, der Chicha, verbunden. Bei der Balsería, ging es zusätzlich noch um einen brutalen Stockkampf, bei welchem Männer ihren Mut beweisen konnten. Beides wurde in den 1960ern von der einheimischen Mama-Tata Bewegung verboten, wodurch diese Anlässe ihre Bedeutung verloren und heute nur noch vereinzelt stattfinden.

Eine Ngäbe Siedlung

Bis heute besteht das Ngäbe-Gebiet aus vielen kleinen und oft sehr isolierten Siedlungen.

Die Organisationsform mit Häuptlingen und einem Kongress, welche die Ngäbe heutzutage als ihr traditionelles System betrachten, wurde von dem indigenen Volk der Guna in Panama kopiert. Diese indigene Gruppe gilt als der Vorreiter, was die Autonomiebestrebungen und indigene Selbstverwaltung anbelangt. Bereits im Jahr 1925 erkämpften sie sich relativ viel Selbstständigkeit. Deren Organisationssystem wurde dann in den 1960ern unter Vermittlung der Regierung im Ngäbe-Gebiet eingeführt.

Auch wenn das System an sich nicht schlecht ist, stellt es kein «einheimisches Produkt» dar. Es steht daher auch teilweise im Konflikt mit ihrer ursprünglich relativ unabhängigen und hierarchielosen Organisationsform, in welcher die Familiensippe im Mittelpunkt steht und nicht ein Häuptling, der über ein gewisses Gebiet bestimmt.

Wenn eine Frau Häuptling wird...

Wie nennt man das? Eine Jobbezeichnung, für die es in der deutschen Sprache kein weibliches Wort gibt!

Im Bild ist Silvia Carrera, die bis vor einigen Jahren die Frau Häuptling der Ngäbe war. Wie bei den meisten ihrer Vorgänger, war auch ihr Ruf sehr umstritten. Die traditionellen Führungspersonen haben bisher kaum etwas für ihr Volk bewirkt.

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Das System der Kolonialzeit lebt weiter!


Trotz allem Widerstand und bisherigen Zugeständnissen haben bis heute letztlich die Außenstehenden das Sagen im Ngäbe-Gebiet! Im Bild sehen wir Beamte des panamaischen Wahlamts, welche den Ngäbe, erklären, wie ihre Abstimmungen zu laufen haben.

Für die Ngäbe ist seit dem Eindringen der Spanier vor 500 Jahren bis heute tragischerweise vieles gleichgeblieben. So haben letzten Endes die außenstehenden Nicht-Indigenen weiterhin stets das Sagen. Nichtsdestotrotz stellt die Festlegung der Comarca ein wichtiger Meilenstein für die Ngäbe dar. Es gibt ihrem Gebiet zumindest einen gewissen rechtlichen Rahmen. Weiter hat es auch beachtlich dazu beigetragen, ihre Identität als Volksgruppe zu stärken. Denn sie haben nun zumindest ein Gebiet, welches sie ihr Eigenen nennen dürfen. Das war auch der Grund, warum sie sich auf diesen Kompromiss mit der Regierung einließen und das duale System akzeptierten. Ohne die Comarca hätte z. B. noch viel mehr das Risiko bestanden, dass sie weiterhin Land an Dritte (wie z. B. Grossgrundbesitzer) verloren hätten. Ihr Land ist aber auch so immer noch in Gefahr. So hat die Regierung schon mehrmals nach der Gründung der Comarca versucht, die Gesetze so anzupassen, dass sie die Möglichkeit hat, die zahlreichen Ressourcen der Region (für Wasserkraftwerke, Minen oder Tourismus) in Eigenregie zu verwalten.