Die Ngäbe-Kultur enthält viele positive Elemente, die leider aber immer mehr verloren gehen. Nebst den sehr schönen Kleidern, Schmuckstücken oder den «Chácaras» (Taschen) gilt z. B. traditionell der Brauch der gegenseitigen Hilfe als ein zentrales Prinzip ihrer Lebenswelt. Früher lebten sie als Familiensippe in kleinen Siedlungen, wo sie gemeinsam arbeiteten und sich auch in Notsituationen unter die Arme griffen.
Wie bei jedem Volk, gibt es auch unter den Ngäbe kulturelle Elemente, welche sie negativ prägen. Als animistisches Volk leben sie in ständiger Furcht vor Geistern, Flüchen und anderen schädlichen übernatürlichen Einflüssen. Diese allgegenwärtige Angst beeinträchtigt auch ihre zwischenmenschlichen Beziehungen, da von jeder Person negative Kräfte ausgehen könnten. Diese „Kultur der Angst“ prägt ihr ganzes Leben und ist ein Faktor, der ihr Vorankommen in vielen Bereichen behindert.
Weiter hat auch das positive Prinzip der gegenseitigen Unterstützung ihre Nachteile. Denn solche, die versuchen, aus der Armut zu kommen, werden dabei ausgebremst, indem ihre ganze Sippe erwartet, dass sie ihren Gewinn mit allen teilen. Dies verhindert häufig, dass Einzelne es überhaupt probieren, mehr als nur das Lebensnotwendige zu erwirtschaften. Sie sind dabei keineswegs faul, denn sie müssen hart arbeiten, um zu überleben. Aber wegen der scheinbaren Aussichtslosigkeit ihrer Situation und der damit verbundenen Hoffnungslosigkeit liegt der Fokus dann häufig nur darauf, das Nötigste fürs tägliche Überleben zu sichern (oder vielleicht sogar etwas weniger als das Nötigste, so müssen die anderen teilen, wenn's fehlt).
Genau wegen diesem komplexen und für uns Westler meist schwer verständlichem kulturellen Hintergrund ist es so wichtig, dass die Ngäbe selbst maßgebend bestimmen, wie sie ihre Zukunft gestalten möchten. Es braucht Veränderungen (und, die Ngäbe wollen das auch), aber diese sollten ihnen nicht von Außenstehenden überstülpt werden.