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Ende Gut, aber es ist noch lange nicht gut!

Posted by admin at 10:10 on 14.12.2022

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Ein Erlebnis welches zeigt, warum Entwicklungshilfe oft keine wirkliche Hilfe ist und das uns in der Annahme bekräftigt, dass wirkliche Veränderung nur möglich ist, wenn Menschen ihr Denken verändern.


Von April bis August dieses Jahres nahm uns das Wasserprojekt in unserem Dorf ziemlich in Anspruch. Um unsere Wasserversorgung zu verbessern, bot ich (Daniel) mich an, in Zusammenarbeit mit dem Wasservorstand und den Dorfbewohnern, die Sanierung unserer Quellfassung zu leiten. Die Ausgangslage war eine höchst ungenügende und unvollendete Quellfassung. Eine korrupte Firma hatte zwar einen Tank gebaut, aber etwa die Hälfte vom Wasser floss unter dem Tank durch und der ganze Bereich war nicht abgedeckt (einmal lag sogar ein toter Opossum im offenen Fassungsbereich). So haben wir dann eine neue, versiegelte Quellfassung rund um den bestehenden Betontank gebaut. Über mehrere Tage hinweg haben um die 70 Personen emsig mitgeholfen. Das Resultat: eine schöne, sichere Quellfassung, welche doppelt so viel Wasser lieferte wie zuvor.

Schon während der Planung des Projekts, wo ich mich zum Glück extern beraten lassen durfte, wurde deutlich, dass mit der Fertigstellung der Quellfassung das Problem noch nicht behoben wäre. So wurde aus einem ursprünglich kurzen Projekt, ein Vorhaben, das sich über mehrere Monate hinzog. Mittlerweile wurden drei neue Druckbrechertanks (weil wir so viel Gefälle haben) eingerichtet, etwa ein Dutzend Entlüftungsventile installiert, mehrere Kilometer an neuen Rohrleitungen wurden verlegt (die hatte ein korrupter Politiker besorgt, als man wegen dem nicht abgeschlossenen Wasserprojekt protestierte) und zwei Wassertanks haben wir saniert. Der größere der beiden Tanks hat eine Kapazität von 50'000 l und ist schon über 50 Jahre alt. Er musste innen komplett neu verputzt werden. Der zweite Tank, wurde von der korrupten Firma gebaut und nie in Betrieb genommen. Da er undicht war, musste auch dieser repariert werden.

Auch wenn aktuell noch einige kleinere Arbeiten fällig sind, ist das Projekt seit August größtenteils abgeschlossen. Die sanierten Tanks und die neuen Rohre und Druckbrechertanks sind seither alle in Betrieb.

Häufig werde ich gefragt, ob nun alles gut ist. Schön wär’s, die Realität ist aber leider eine andere. Das Wasser kam zwar am Anfang zeitweise merklich besser, aber leider merkt man aktuell oft kaum, dass etwas besser geworden ist. Viele der technischen Probleme konnten wir bereits lösen, wodurch nun die Probleme im menschlichen Bereich nun noch stärker ins Auge stechen. Wie ich im Artikel «Wasserprobleme und Armut» bereits geschildert habe, machen es diverse Faktoren fast unmöglich z.B. eine gemeinsame Wasserversorgung zu betreiben.

  • Z.B. die Ausrichtung am Unmittelbaren: behelfsmäßige Reparaturen, andauernd Schäden, Schäden werden nicht gemeldet.
  • Jeder denkt nur an sich und die Haltung „über meinen Wasserhahn bestimme ich!“. Häufig lässt man das Wasser einfach laufen… oder man stellt denen die unten sind das Wasser ab, wenn wenig kommt… Die Lösung wäre ein Wasserzähler zu installieren, ist hier aber ein No-Go (man möchte keine Kontrolle).
  • Der vereinbarte Beitrag von 50 Cent pro Monat wird von vielen nicht gezahlt – so ist kein Geld vorhanden für Reparaturen. Ein häufiges Argument: das Wasser kommt von Gott, das muss man nicht zahlen…
  • Allgemein: es gibt zwar Regeln, aber die werden nicht befolgt…
  • Sabotage: Man lebt schlecht, gönnt es anderen dann nicht, wenn sie es ihnen besser geht. Zuletzt hat jemand (wahrscheinlich aus dem Nachbardorf) mit zwei Säcken die Rohre verstopft.

Somit steht die große Arbeit erst vor uns! Wir versuchen nun mit dem Vorstand einen Weg zu finden, wie die Wasserversorgung so betrieben werden kann, dass das Dorf auch langfristig Wasser hat. Das Verabschieden eines Reglements, welches auch umgesetzt wird, ist dringend nötig. Grundsätzlich haben wir nicht vor, solche Projekte in Zukunft zu machen, wo wir die Leitung zu übernehmen. Aber als Teil des Dorfes, war es für uns naheliegend, uns für die Dorfgemeinschaft einzusetzen. Wir hätten zwar viel einfacher für uns selbst eine Lösung suchen können, z.B. ein Brunnen graben, aber das widerspricht unserer Sicht, dass wir uns als Christen zum Wohl der Gesellschaft einsetzen sollen.

Trotz gewissem Frust, war das Wasserprojekt für uns eine wertvolle Erfahrungdie uns in unserem Ansatz bestätigt, dass in vielen Fällen, eine klassische Entwicklungshilfe, wo man etwas für die Menschen macht, wenig bringtEs braucht eine Veränderung der Denkweise….mehr dazu im Video!