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Unsere kleine Farm

Posted by admin at 14:10 on 06.09.2020

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Unsere kleine Farm Bis jetzt hatten wir nicht so viel Zeit um das Land um unser Haus besser zu nutzen. Wir haben bisher das gepflanzt, was einfach so ohne viel Aufwand kommt. So wachsen unter anderem bereits diverse Bananen-Sorten, Papaya- und Ananaspflanzen, Zitronengras, Maniok und diverses Wurzelgemüse auf unserem Land. Das Einzige, das wir bisher tun mussten, war es die Pflanzen von den hungrigen Tieren der Nachbarn zu schützen (hauptsächlich Hühner, aber auch Ziegen und Pferde). Abgesehen davon, ist immer wieder erstaunlich, wie schnell das Zeug hier wächst. Mit Begin der Regenzeit, schießt alles nur so in die Höhe!

Dank der verordneten kompletten Quarantäne haben wir nun Zeit, uns diversen Arbeiten um das Haus herum zu widmen. Nebst dem Sprachelernen und weiterer Arbeit am PC, ist die körperliche Arbeit für mich (Daniel) eine willkommene Abwechslung. So habe ich den Hühnerstall endlich fertig gestellt und uns erste Hühner angeschafft. Dies nicht nur zum Zweck, gute Eiern und Fleisch zu bekommen, sondern auch um unser Land zu schützen. Denn dank unseren Hühnern verziehen sich nun die vielen hungrigen Hühner des Nachbars von unserem Land, die sonst überall unsere Pflanzen kaputt machten (es ist hier nicht üblich ein Zaun um das eigene Land zu machen, so hab ich teilweise einfach unsere Pflanzen eingezäunt).

Seit zwei Wochen entsteht weiter ein guter fermentierter Bokashi-Biodünger. Die ganze Terrasse ist aktuell belegt, aber da wir keinen Besuch empfangen dürfen, störts auch nicht. Mit dem Bokashi werden wir unseren neuen Gemüsegarten und auch unsere anderen Pflanzen einen großen Gefallen tun.

Vielleicht frägt sich der Leser, warum wir überhaupt dem Zeit widmen etwas Land zu bebauen. Nun, dies hat viele Gründe. Einerseits, ist es ganz praktisch nicht alles vom Dorf unten oder von der Stadt her schleppen zu müssen. Es ist eigentlich tragisch, dass wir im Ngäbe-Gebiet, obwohl alle als Landwirte (Selbstversorger) arbeiten, es hier kein konstantes Angebot an frischem Gemüse gibt. Weiter ist es wichtig, dass die Ngäbe sehen, dass ich als „reicher“ Weißer auch „arbeite“. Als Arbeit gilt grundsätzlich nur körperliche Arbeit und wer Geld und eine Ausbildung hat, der sollte ihrer Meinung nach nicht arbeiten. Diesem Weltbild möchten wir damit bewusst entgegenwirken. Nebst dem, dürfen wir mit unserer kleinen Farm ein wenig auch die Schwierigkeiten praktisch erleben, mit denen die Ngäbe zu kämpfen haben. Es macht uns demütig und lehrt uns Geduld (insbesondere wenn wieder irgendein Bies alles kaputt gemacht hat, sich der Schuldige nicht entschuldig – macht man hier nicht – und ich kulturell gesehen meinen Zorn nicht zum Ausdruck bringen darf – das wäre ein Zeichen von Schwäche und wird nicht gut gesehen, dann bin ich der Böse). Als Außenstehender würde man sehr wahrscheinlich viel zu schnell mal kritisieren, warum die Leute das Land um ihre Häuser nicht besser nutzen. Aber wenn man es selbst mal versucht, sieht man, dass es gar nicht so einfach ist, wenn z.B. freilaufende Tiere immer wieder alles kaputt machen.

Da die Leute hier fast alle in der Landwirtschaft tätig sind, wird auch unsere zukünftige Tätigkeit im Entwicklungsbereich natürlich auch dieses Gebiet betreffen. Um hier was sagen zu können, muss ich selbst meine Erfahrungen im Gebiet gemacht haben! In diesem Sinn ist unsere kleine Farm in gewisser Hinsicht auch ein Versuchsfeld. Nebst dem Anbau mit biologischen Mitteln, teste ich aktuell einen interessanten Ansatz, „Farming God’s Way“, welcher in Afrika in einem ähnlichen Umfeld, markante Ertragssteigerungen erbrachte. Die Leute beobachten mein Krampfen aktuell teils abschätzig, teils mit Argwohn, aber andere auch mit Interesse (jemand deutet schon an, ob ich den Dünger auch verkaufen könne – er habe keine Zeit so was zu machen). Ich bin gespannt wie es raus kommt und hoffe, dass unsere kleine Farm nicht nur uns Freude bereitet, sondern letztlich auch für die Ngäbe ein Segen sein darf!