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Auf Touren

Posted by admin at 18:50 on 14.12.2019

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Immer wieder reden wir davon, dass wir viel unterwegs sind. Um dazu einen besseren Einblick zu geben stellen wir dir hier einen möglichen ziemlich vollgepackten Wochenablauf vor, so wie wir es im November erlebt haben.

 

Bemerkung: Es sind meist wenige Einheimische auf unseren Bildern, weil wir bei persönlichen Treffen normalerweise wenig Photos machen, wir sind ja nicht als Touristen hier und zücken daher unsere Kameras eher wenn wir alleine sind...

Wir starten mit dem Sonntag. Dieser ist meist nur teilweise unser «Ruhetag». Denn hier gehen wir jeweils verschiedene Kirchen/Gemeinden besuchen. Diese Besuche helfen uns Kontakte aufzubauen und ermöglichen es auch, dass die Leute uns ein wenig kennen lernen können. Je nachdem wo wir hinfahren, müssen wir teilweise schon vor Sonnenaufgang los. Bei so einem Besuch werde ich (Daniel) häufig «spontan» angefragt die Predigt zu übernehmen. Nach dem Gottesdienst werden wir meist zum Essen eingeladen, was dann eine gute Möglichkeit für persönlichen Austausch gibt. Irgendwann am Nachmittag machen wir uns auf den Heimweg, wo die Kinder dann schlafen (als «reisefreundliche Kinder» lieben sie das Schlafen im Auto!).

Wenn ich nach einer strengen Woche mal nicht predigen mag oder wir uns einfach mal einen ruhigeren Sonntag wünschen, gehen wir entweder im Nachbardorf in die Kirche oder runter nach Las Lajas, ausserhalb vom Ngäbe-Gebiet, wo wir einfach als «Zuhörer» reinsitzen dürfen und danach direkt nach Hause können… Ins Nachbardorf gingen wir stets zu Fuss (45 Minuten), ansonsten waren wir für diese Gemeinde-Besuche bisher immer an Orten zu welchen man noch mit dem Auto hinkommt…

Nach einem strengen Sonntag starten wir am Montag nach Möglichkeit etwas ruhiger. Nach dem Frühstück steht dann zuerst das Sprachelernen auf dem Programm. Mit Hilfe unseres Handys üben wir die bereits «eingefangenen» Wörter. Auch wenn dies in der Hängematte sitzend ganz gemütlich ist, raucht spätestens nach einer Stunde die Birne und fordert Abwechslung. Danach gibt’s dann vielleicht ums Haus noch was zu machen. So musste ich letztens drei weitere Umzäunungen um unsere Bananenstauden einrichten, damit die Nachbarshühner die jungen Pflanzen nicht kaputt machen.

Arbeit zu Hause mit fleissigen Helferinnen...

Während Andrea sich nach dem Sprachelernen um den Haushalt und die Kinder kümmert, darf ich am Nachmittag endlich mal im Büro arbeiten. Es gäbe so vieles zu schreiben und zu lesen, so viele Themen, Bücher und Projektideen, die ich gerne ausarbeiten würde. Aber dazu fehlte bisher einfach die Zeit. So ist es gut möglich, dass ich auch heute wieder, anstatt am Computer zu arbeiten, einen Teil des Nachmittags damit verbringe mich mit Besuchern bei einem Kaffee zu unterhalten.

Diese Besuche sind dann immerhin eine gute Möglichkeit ein paar neue Wörter «einzufangen», d.h. die Bedeutung weiterer Ngäbe-Wörter zu überprüfen und die Aussprache mit unserem Lern-App auf dem Handy zu speichern. Weil das Ngäbere so eine ganz andere Sprache ist, lassen sich einige Wörter häufig nicht einfach wortwörtlich übersetzen. Manchmal müssen diese so richtig ausdiskutiert werden bis wir zumindest ansatzweise verstehen was damit gemeint ist. Nun, kommt Zeit, kommt Rat – irgendwann wird sich der aktuelle Sprach-Nebel (hoffentlich) lichten…

Auch so ein ruhiger Tag verläuft meist wie im Fluge. Wenn die Kinder dann im Bett sind, gibt’s dann meist noch ne Runde Wörtersalat zum üben. Im Vergleich zu früher, gehen wir hier meist eher früh ins Bett. Ohne Internet und anderen Ablenkungen wird man schnell müde…

Am nächsten Morgen muss ich nach dem Sprachelernen noch einen Brief fertig stellen. Es geht um einen Antrag, um bei einem Pastorentreffen unsere Pläne und erste Projektideen vorstellen zu dürfen. Um mir zu dem Brief «schnell» ein Feedback einzuholen, fehlt es hier leider an den nötigen Kommunikationsmitteln. D.h. dafür muss ich in das 30km entfernte Chichica fahren, um mich mit Benito zu treffen. Der Weg führt mich durch die wunderschöne Berglandschaft und teils sehr steilen Passagen des Ngäbe Gebiets, diesmal sogar auf einer nagelneuen Strasse in bestem Zustand. Da ich Benito nicht benachrichtigen konnte, verpasse ich ihn knapp als ich bei ihm ankomme (ich war zuvor bei einem anderen Besuch hängen geblieben). Bisher hatte ich meist Glück, aber heute kommt er frühestens um 20:00 Uhr wieder nach Hause. Ich nutze die Zeit für weitere Besuche in der Gegend und komme dann erst knapp vor 21:00 Uhr wieder bei Benito an. Diesmal ist er da. Als erstes bekomme ich ein Abendessen und Kaffee vorgesetzt. Irgendwann später nimmt er sich trotz vorgeschrittener Stunde Zeit, um mir sein Feedback zu geben (ich kläre zuvor ab, ob es nicht schon zu spät für ihn ist). Ich bin sehr dankbar für seine Hilfe. Einheimische wie Benito, die mich mit Ratschlägen unterstützen, sind für uns aktuell sehr wichtig. Es hilft uns, uns möglichst korrekt in ihrem Umfeld zu bewegen und unnötige Anstössigkeiten zu vermeiden.

Um 23:00 mache ich mich auf die Heimfahrt. An einem steilen Hang erwartet mich dann noch eine Überraschung. Ein Betrunkener liegt mitten auf der Strasse. Er liegt regungslos und steif auf dem kühlen Boden. Da ich allein unterwegs bin und keine Ahnung habe, wo ich ihn hinbringen müsste bzw. überhaupt aufs Auto laden könnte, entscheide ich mich ihn zumindest von der Strasse zu zerren und wickle ihn in eine billige Blache damit er nicht friert. Knapp nach Mitternacht bin ich dann zu Hause.

Am nächsten Morgen – es ist bereits Mittwoch - muss ich dann früh los, da ich bei einer Schulung als Zuhörer dabei sein möchte. Mein Ziel ist es zu beobachten wie die Ngäbe solche Anlässe gestalten. Ich komme auf dem Hinweg an der Stelle vorbei, wo der Betrunkene lag, aber er ist weg. Nach einem kurzen Fussmarsch von der Strasse weg, treffe ich mich um 7:00 Uhr mit Pedro, der die Schulung leitet.

Da der Anlass am Mittag bereits fertig ist, entscheide ich mich kurz die 10km nach Guayabal zu gehen, um dort Evaristo, ein Ngäbe Pastor, zu besuchen, der kürzlich bei einer Flussüberquerung gestürzt ist und sich schwer verletzte. Auf dem Weg dorthin unterhalte ich mich mit einem Jugendlichen der noch sieben Stunden Fussmarsch vor sich hat. Wie so häufig hier, kommen wir bald ganz locker auf den Glauben zu sprechen – echt cool, wie die Leute hier (anders als in Europa) ganz gerne darüber reden!

Der Besuch bei Evaristo ist dann ganz nett. Natürlich gibt’s auch Kaffee und was zu essen und ich kann beim Warten zwischendrin wieder ein paar Wörter «einfangen». Evaristo geht’s besser als erwartet. Er freut sich, dass ich gekommen bin, um nach ihm zu sehen. Um vor Dunkelheit beim Auto sein zu können, muss ich mich dann schon bald auf den Heimweg machen. Auf die Einladung für ein Fest am nächsten Tag (das Schwein wird gerade auseinandergenommen) kann ich nicht eingehen, da ich zu Hause erwartet werde.

Am Donnerstag steht wieder Sprachelernen, Garten und Büroarbeit auf dem Programm. Am Vormittag baue ich unsere Kompostanlage. Bisher warfen wir den Kompost zu den Bananen, aber das war für die Hühner eine zu grosse Versuchung. So entschied ich mich für die Variante mit Kompostwürmern, mit einer selbstgebauten Vorrichtung mit vier ausrangierten Autoreifen. Auf die Idee kam ich, weil ein Nachbar von uns mit diesen Viechern wunderbare Komposterde herstellt und die Hühner mir langsam, aber sicher auf den Wecker gehen. So füttere ich lieber hauseigene Kompostwürmer als diese frechen Tiere unseres Nachbars. Später am Tag, gilts die vorgängig erstellten Konzeptpapiere und den Brief nochmals zu überarbeiten (Nächste Woche muss ich diese dann persönlich in Chichica abliefern -es gibt ja keine Post- um dann ein paar Tage später nochmals hinzufahren, um an dem Pastorentreffen vorbeizuschauen). Am Abend gehe ich dann noch bei Gabriel im Nachbardorf vorbei, um weitere Wörter zu besprechen. Als ehemaliger Bibelübersetzer ist er mit seinen Sprachkenntnissen ein super Lehrer. Später als gedacht verabschiede ich mich dann von ihm, womit ein weiterer voller Tag zu Ende geht.

Für Freitag Tag stehen diverse Todo’s in David, der nächstgelegenen Stadt, auf dem Programm. Unter anderem muss das Auto wieder mal zum Mechaniker. Da ich um 8 Uhr dort sein muss, fahre ich schon vor 6 Uhr los. Zuerst geht’s die knapp 1000 Höhenmeter runter Richtung Küste/Latinogebiet. Auf dem Weg steigt noch Tino dazu, mit dem ich vorhabe zum Optiker zu gehen. Er ist Pastor und braucht dringend eine Lesebrille. Bei diesem Abstecher mit ihm, wird mir wieder bewusst wie verloren sich diese Menschen in der Stadt und allgemein in der Latinowelt vorkommen müssen. Es ist einfach so eine ganz andere Welt!

Das Auto ist den ganzen Tag in der Werkstatt. Ich nutze die Zeit für Erledigungen und um Diverses am Laptop (mal mit Internet) zu erledigen. Dem Auto geht’s am Abend nicht besser. Soweit nichts Neues. Ich muss trotzdem nach Hause und mache davor noch einige Einkäufe. Um 21:00 Uhr bin ich dann zu Hause – eigentlich relativ früh für so einen Trip in die Stadt.

Am Samstag schlafen wir etwas länger (was mit zwei kleinen Kindern kaum annähernd als Ausschlafen bezeichnet werden kann). Heute haben wir nicht viel vor. Zum Frühstück soll’s Pancakes geben. Kaum sitzen wir am Tisch, ruft jemand von draussen. Es ist aber nur jemand, der das Handy bringt, um es zu laden. Immerhin kein «richtiger» Besuch und so können wir in Ruhe das Frühstück geniessen. Kaum sind wir aber fertig, gibt’s tatsächlich Besuch.

Rosibet kommt heute wieder vorbei und setzt sich hin (d.h. sie ist da für einen Besuch). Andrea bietet ihr einen Kaffee an und setzt sich zu ihr. Ich gehe mit den Mädels Fernando besuchen, um einen weiteren Termin fürs Sprachelernen auszumachen. Da wir noch relativ früh sind, gibt’s für mich gleich nochmals Frühstück, das ich ungeachtet meines vollen Bauches esse (solange es etwas in der Pfanne hat, wird immer mit Besuchern geteilt).

Wie jeder Tag unterschiedlich ist, so gestaltet sich auch jede Woche anders. Wir haben auch nicht immer so ein «volles» Programm, sind auch häufig gemeinsam als ganze Familie unterwegs (wobei dies aktuell wegen Andreas Schwangerschaft weniger der Fall ist). Auch wenn sich das alles nach ziemlich viel Programm anhört, empfinden wir das Ganze nicht als stressig. Denn auch wenn viel läuft und sich manchmal sehr lange Tage ergeben, ist das Tempo hier um einiges gemächlicher als in Europa.

Es muss viel gewartet werden (d.h. der Kopf kann in Standby schalten), oder man sitzt beieinander, trinkt Kaffee und plaudert einfach ein wenig. Die Fahrten durch die Berge sind jeweils einfach herrlich. Zu guter Letzt, wird das Gehirn dabei nicht von Handy und Internet belastet, denn hier gibt’s selten Empfang!

Zum Schluss gibt's noch ein Überblick vom November in Bildern...