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Urwald, Flüsse und Karibik

Posted by admin at 21:05 on 24.08.2019

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Anfangs Monat durfte ich Werner Zimmermannund sein Team, einem Schweizer Missionar der von den meisten «Zimi» genannt wird, auf einer zweiwöchigen Tour ins Hinterland Panamas begleiten. Die Bilder und das Video geben einen kleinen Einblick in dieses eindrückliche Erlebnis.

 

Den ersten Abschnitt unserer Reise bewältigten wir mit dem Auto. Dank der Strasse benötigten wir für diese erste Etappe nur ein paar Stunden. So waren wir in kurzer Zeit quasi schon „mitten im Urwald“ (bzw. was dort davon noch übrig ist). Als ich hier das erste Mal als Teenager herkam, brauchten wir zu Fuss noch zwölf Stunden, um bis nach Rio Luis zu kommen!

Von Rio Luis war dann wieder Marschieren angesagt. Für den längsten Abschnitt durch den Urwald benötigten wir ein wenig mehr als sieben Stunden. Danach brauchten wir von einem Ort zum anderen jeweils zwei bis drei Stunden. Am Anfang waren wir meist zu Fuss unterwegs, gegen Ende dann mehrheitlich mit dem Boot in Flüssen oder an der karibischen Küste entlang.

Das Ziel unserer Reise war es verschiedene einheimische Gemeinden (Kirchen) zu besuchen, welche durch die Pionierarbeit von Zimi in den letzten Jahrzehnten entstanden sind. Die meisten Gemeinden bestanden mehrheitlich aus Ngäbe, es leben aber teilweise auch Menschen des indigenen Volkes der Bugle und Campesinos in diesem Gebiet. Die Bugle stehen den Ngäbe kulturell sehr nahe, haben aber eine völlig andere Sprache. Die Campesinos gehören zu der ländlichen Mischlingsbevölkerung Panamas und sehen sich als Latinos (und verneinen meist ihre indigene Herkunft). Sie alle leben in diesem schwer zugänglichen Gebiet unter sehr ähnlichen Bedingungen. So müssen an einigen dieser Orte die Schüler für einen Schulweg bis zu drei Stunden zurücklegen!

Wir blieben meist zwei Tage an einem Ort. Zwei bis drei Gottesdienste wurden jeweils organisiert, dazwischen gabs Zeit zum Reden, Essen, um im Fluss zu baden und die Kleider zu waschen oder um ein wenig auszuruhen. Auch wenn das Essen sehr einfach war, haben unsere Gastgeber immer ihr Bestes getan, um uns möglichst gut zu verpflegen. So gab’s erstaunlich oft Fleisch, nebst den manchmal unbezwingbar wirkenden Mengen an Kohlenhydraten (diverse Wurzeln, Knollen oder gekochte grüne Bananen). Viel Kaffee gehörte natürlich auch immer zum Programm.

Nebst der Gastfreundschaft und Herzlichkeit unserer Gastgeber hat es mich sehr bewegt zu sehen, wie dankbar sie für unseren Besuch waren. Sie haben immer wieder auch ihre Dankbarkeit dafür ausgedrückt, dass sie durch Zimis Tätigkeit die gute Botschaft der Bibel kennen lernen durften. Christ zu werden, bedeutet für sie nicht ihren kulturellen Hintergrund abzulegen, sondern vielmehr frei von vielen Dingen zu werden die einst ihr Leben erschwerten (z.B. Ängste, Süchte, Aberglaube, Zauberei, Gewalt). Es ist diesen Menschen förmlich im Gesicht abzusehen, wie sich der christliche Glauben positiv auf ihr Leben auswirkt. Es gibt aber auch weiterhin viel Not. Krankheiten, fehlende Nahrung, beissende Insekten oder Ernteausfälle wegen Plagen machen diesen hart arbeitenden Menschen hier zu schaffen. Auch Aids ist in dieser Gegend leider ein immer grösseres Thema. Während früher Einzelne mit dem Goldsuchen tausende Dollar erwirtschafteten, ist auch diese Tätigkeit nicht mehr so ertragreich wie früher.

Nebst vielen eindrücklichen Erlebnissen wurde mir durch diese Reise neu bewusst, wie weit verstreut die Ngäbe heutzutage leben. Wegen ihrem riesigen Bevölkerungswachstum seit Mitte letztem Jahrhundert, haben sie sich seither in alle Richtung ausgebreitet. So wurde das Gebiet, welches wir besuchten, erst in den letzten Jahrzehnten besiedelt! Da dieses Gebiet aber nicht zur Comarca gehört, blicken die Menschen hier einer sehr ungewissen Zukunft entgegen, da die Regierung darauf erpicht ist, die Gegend für Tourismus, Minen und Wasserkraftwerke zu nutzen.

Auch wenn ich die Reise sehr genossen habe, war ich nach diesen zwei Wochen dann doch recht froh wieder zurück bei meinen Lieben zu sein. In einer Zeit, wo ich es gewohnt war bei Abwesenheit jederzeit mal zu Hause anrufen zu können, war es schon etwas gewöhnungsbedürftig zwei Wochen lang keine Ahnung zu haben, wie es der Familie geht. Am letzten Tag klappte es dann auch endlich mal mit dem Telefonieren. Gott sei Dank hatten auch sie eine gute Zeit!

 

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