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Selbsthilfegruppen und die Ngäbe - die Masterarbeit

Posted by admin at 20:05 on 20.11.2018

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Überblick

Nach einem zweijährigen Aufbaustudium in Entwicklungshilfe, habe ich mich im Jahr 2016 für die Masterarbeit an der University of South Africa (UNISA) angemeldet. Aus einem geplanten Jahr Masterarbeit wurden dann letztlich zwei. Nun ist es aber geschafft! Nach einigen hundert Stunden Arbeit, unzähligen geschriebenen und auch vielen wieder gelöschten Seiten, konnte ich diese am 10. November 2018 (auf den letzten Drücker) endlich einreichen. Eine spannende, aber auch sehr strenge Zeit geht damit zu Ende.

Durch die Forschungsarbeit bekamen Andrea und ich einen einmaligen und tiefen Einblick in den Ngäbe Kontext, was uns für unsere zukünftige Tätigkeit eine wertvolle Grundlage gibt. Ich habe für die Arbeit einige tausend Seiten an Literatur verarbeitet und für die Feldstudie im Mai 2017 drei intensive Wochen im Ngäbe-Gebiet verbracht. Zu Fuss und auf dem Motorrad musste ich in dieser Zeit täglich einige Kilometer zurücklegen und durfte viele interessante Gespräche führen. Danach mussten über 300 Seiten an transkribierten Interviews analysiert werden. Das alles – auch die vielen Nachtschichten – hat richtig Spass gemacht und war äusserst spannend. Die Herausforderung: Ich musste im Zusammenhang mit unserer Ausreise nach Panama stets parallel dazu noch ein paar andere Dinge gleichzeitig jonglieren. Das war ziemlich streng und wir sind daher froh, dass die Arbeit nun fertig ist.

 

Daniel Mannale, Panama 17.11.2018

 

Ein paar unnütze Fakten zur Masterarbeit

800 km Motorrad | 90 km zu Fuss | zwischen 0 und 1100m Höhe | 315 Seiten Interview Transkripte | 7 Kapitel auf 215 Seiten | 35 Seiten Anhang | 49 Seiten Bibliographie | 375 zitierte Quellen

Einblick in eine spannende Studie

In der Studie ging es um die Prüfung der Anwendbarkeit des Selbsthilfegruppenansatzes unter der indigenen Volksgruppe der Ngäbe in Panama. Die Analyse wurde basierend auf dem Konzept von Kindernothilfe, einer deutschen christlichen Entwicklungsorganisation, durchgeführt. Die Forschungsarbeit war Teil einer Masterarbeitsdissertation in Entwicklungshilfe der University of South Africa (UNISA).

In der im Jahr 2017 durchgeführten Feldstudie im Ngäbe-Gebiet, nahmen insgesamt 57 Personen teil. Es wurden Diskussionen in Fokusgruppen und Einzelinterviews durchgeführt. Dieser empirisch qualitativen Studie ging eine detaillierte Literaturstudie voraus. Als theoretischer Rahmen der Forschungsarbeit wurde die Complex System Theory und Entwicklung als ‚Empowerment‘ gewählt.

Die Tatsache, dass die meisten Entwicklungsprojekte unter den Ngäbe bisher gescheitert sind oder eine kaum bemerkbare Wirkung hatten, zeigen, dass es keine einfachen Lösungen gibt um eine nachhaltige Veränderung zu bewirken. Die Resultate dieser Studie weisen aber darauf hin, dass ein entsprechend angepasster Selbsthilfegruppenansatz ein beachtliches Potenzial hat um zu einer selbstbestimmten Entwicklung unter den Ngäbe beitragen zu können. Dazu müssen aber insbesondere ihr komplexer kultureller Hintergrund, das weiterbestehende koloniale Umfeld und ihre wachsende Verflechtung mit einer zu ihnen inkompatiblen Aussenwelt gut berücksichtigt werden.

Während der Studie kamen viele spannende Fragen auf. So wurde mir berichtet, dass das Geld einer Gruppe praktisch immer ‚verloren geht‘. Während mir kaum jemand genau erklären konnte warum dies immer passiert, wurde behauptet, dass obwohl es Richter gibt, man nie zu diesen gehen würde, wenn jemand Geld veruntreut. Ich fragte mich: Warum eigentlich? Sie: ‚Wir wollen damit Probleme vermeiden‘. Genauso wurde mir gesagt, dass die meisten Gruppen (wie z.B. Kooperativen) im Ngäbe-Gebiet nicht funktionieren und eigentlich eine Zeitverschwendung sind. Trotzdem ist fast jeder in mindestens einer Gruppe mit dabei. Ich auch wieder: Warum?

Auf einige der Fragen, die während der Feldstudie aufkamen, konnte ich nicht immer sofort eine Antwort finden. Da es häufig um unbewusste kulturelle Einflüsse ging, war es nicht so einfach eine direkte Erklärung für gewisse Vorgänge zu finden. In diesem Sinn glich die Feldstudie einem Quiz, in welchem ich versuchte, die Puzzleteile in der verfügbaren Zeit möglichst gut zusammen zu bringen. Dank der gewählten Methode (Grounded Theory Method) konnte ich meine Fragen und Auswahl der befragten Personen fortwährend anpassen und so Dank dieser Flexibilität einige spannende Entdeckungen machen. Ein kleiner Einblick in die wichtigsten Ergebnisse der Forschungsarbeit gibt die dafür erstellte Zusammenfassung in Deutsch oder Spanisch.

Karte

Die Studie wurde im Munä Distrikt im südlichen Teil des Ngäbe Gebiets durchgeführt. Das Gebiet in welchem ich unterwegs war wird in der unteren Karte angezeigt (blaue Linie). Ein Gruppengespräch habe ich zusätzlich in David (D) mit Ngäbe-Studenten durchgeführt (links im Bild unten).

Die zwei Hauptorte der Studie waren Chichica (C) und Guayabal (G). Chichica war mit dem Motorrad erreichbar. Um nach Guayabal zu kommen musste ich ein 10km Fussmarsch von Peña Blanca (P) aus bewältigen. Weitere Einzel-Interviews habe ich in der Buäbti (B) bzw. Llano Tugri, in Alto Caballero (A) und ein letztes in Panama City geführt. 

Interaktive Karte anzeigen

Zusammenfassung (PDF)

Die erstellte Zusammenfassung gibt einen kleinen Einblick in einige der spannenden Erkenntnisse und Einblicke in die Welt der Ngäbe in der durchgeführten Studie. Wer Interesse hat die Masterarbeit nach ihrer Veröffentlichung zu lesen, kann sich gerne unter ´Masterarbeit´ eintragen.

 

493,02 KB PDF 20.11.2018, 18:28 1129
Eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse der Forschungsarbeit

Die Masterarbeit

 

Die Masterarbeit kann auf ResearchGate unter diesem Link herunterladen werden: http://dx.doi.org/10.13140/RG.2.2.13040.71686

Bilder

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