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Leben im Angesicht der Armut

Posted by admin at 17:05 on 05.06.2019

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Wir sind sehr dankbar nun endlich im indigenen Gebiet, der Comarca, bei den Ngäbe leben zu dürfen. Die Gegend ist wunderschön, das Klima, im Vergleich zum Rest des Landes, sehr angenehm. Auch die Leute sind freundlich und scheinen sich sogar zu freuen, dass eine „Gringo-Familie“ Interesse zeigt hier zu wohnen. Selbst die hohe Luftfeuchtigkeit würde uns nicht stören, wäre da nicht der Schimmel…

Wir sind aber nicht hier, weil‘s hier so schön ist oder wir eine nette Nachbarschaft suchten. Nein, wir möchten möglichst nahe bei den Ngäbe leben, um so auch ihre Sprache und Kultur besser kennen zu lernen. Das Ganze gibt uns auch die wertvolle Möglichkeit einen direkten Einblick in die vielen Schwierigkeiten zu bekommen, mit denen sie in ihrem Umfeld zu kämpfen haben. Ohne dies besteht die Gefahr, dass man als Außenstehender versucht ist vorschnell einfache und ungeeignete Lösungen für gewisse Sachen anbieten zu wollen. Lebt man aber zuerst einmal hier, merkt man, dass vieles nicht ganz so einfach ist. So gibt‘s für vieles hier absolut keine simplen, schnellen Lösungen wie so manch ein Besucher vielleicht denken mag. Das durften wir durch unseren Hausbau bereits am eigenen Leibe erfahren.

Im Angesicht von Not und Armut zu leben, bringt viel Positives mit sich. Es macht uns dankbar, dass es uns so gut geht. Auch wenn wir hier auf vieles Verzichten und unser Leben in vieler Hinsicht einiges komplizierter ist (z.B., wenn ein Kind krank wird), haben wir im Vergleich so viel mehr Möglichkeiten. Umgeben von Armut zu leben, kann aber auch ein Stressfaktor darstellen. Andauernd werden wir angefragt für finanzielle und materielle Hilfe. Immer wieder müssen wir nein sagen, da wir nicht hier sind, um einfach Spendengelder zu verteilen und wir wissen, dass sich damit die Probleme nicht wirklich langfristig lösen lassen. Trotzdem fällts uns nicht einfach „nein“ zu sagen und dies immer wieder tun zu müssen.

Am direktesten sind wir durch unsere Nachbarskinder immer wieder mit der Armut vor unserer Haustüre konfrontiert. Wir wissen, dass sie sehr unregelmäßig essen und viel weniger bekommen, als unsere Kinder. Häufig ist es so, dass die Mutter, die mit dem Vater auswärts arbeitet und meist abwesend ist, häufig erst gegen Abend eine richtige Mahlzeit für die Familie zubereitet. Es ist daher kein Zufall, dass zu unseren Essenszeiten, die Kinder häufig verstohlen um unser Haus streifen. Auch wenn wir ihnen immer wieder Früchte schenken und ihnen gelegentlich gerne was zu essen geben, so können wir trotzdem nicht einfach die Verantwortung für ihre Ernährung übernehmen. Allzu bald könnten wir uns dann um alle Kinder der Gegend kümmern, ohne wirklich etwas nachhaltig verändern zu können. Zeit, die wir benötigen würden, um langfristig auf größerer Ebene hoffentlich etwas bewirken zu können, hätten wir dann nicht mehr.

Obwohl wir wissen, dass wir nicht jedem helfen können, tut’s trotzdem immer wieder weh, wenn wir dann z.B. am gedeckten Tisch sitzen und wissen, dass nebenan den lieben Nachbarskindern der Magen knurrt. Das sind dann so Momente, in denen wir lieber woanders wären, um uns nicht andauernd damit auseinandersetzen zu müssen. Und Achtung: Wir sind nicht diejenigen die auf irgendeine Art hier Mitleid verdienen. Aber genau die Situation, dass es uns in vieler Hinsicht so gut geht und wir nicht jedem helfen können, macht uns manchmal trotzdem ziemlich fertig. In dem Ganzen brauchen wir umso mehr stets Gottes Führung, um zu spüren, wann es dran ist zu helfen und wann nicht. In dieser Spannung zu leben ist und bleibt anstrengend, insbesondere da wir ja gerade hier sind, weil uns die Not der Menschen bewegt und wir gerne helfen würden. Es ist uns nicht egal, wie es den Menschen hier geht. Trotzdem können und sollen wir nicht in jedem Fall den „Retter“ spielen, da dies letztlich längerfristig auch keine Lösung darstellt. Das Eingeständnis dieses „Eingeschränkt-seins“ trotz des eigenen Überflusses im Vergleich zum Rest, ist ein Aspekt, der uns hier wohl immer beschäftigen wird. Möge unser himmlischer Vater uns helfen, dass wir lernen auf eine gesunde Art damit umzugehen!