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Die Ngäbe und CoViD-19

Posted by admin at 14:10 on 30.04.2020

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Kontroll-Punkt am Eingang der Comarca - es darf nur rein, wer hier wohnt.

Es ist irgendwie paradox, aber die Ngäbe welche in ihrem Gebiet (Comarca) leben, hat die Corona-Krise bisher sehr wahrscheinlich am wenigsten hart getroffen. Natürlich sind auch hier viele von den Einschränkungen der Quarantäne betroffen. Da praktisch niemand ein Auto hat, können die Leute aktuell nirgendwo hin. Besorgungen unten im Dorf zu machen, sind im Moment sehr schwierig (dafür sieht man wieder häufiger Pferde als Transportmittel!). Es gibt weniger Möglichkeiten für Gelegenheitsjobs, da alle öffentliche Dienste zum Erliegen gekommen sind. Zeitweise wurde kein Reis geliefert oder er war nur sehr überteuert erhältlich (es ist der Wahnsinn, aber die Ärmsten Panamas müssen stets viel mehr für die Grundnahrungsmittel zahlen). Aber abgesehen davon, hat sich für die Ngäbe nicht viel geändert.

Während das Land unter den finanziellen Folgen der Corona-Krise ächzt (dem größten Teil der Bevölkerung wurden die Arbeitsverträge ausgesetzt, d.h. die Meisten haben kein Einkommen mehr, was dadurch verschärft wird, dass die Leute verschuldet sind und größtenteils keine Notreserve hatten), hat sich für die meisten Ngäbe der Alltag wenig verändert. Warum? Nun, in gewissem Sinn lebten sie schon vorher konstant in der Krise. Mit Beginn der Regenzeit ist hier aktuell Saatzeit. Reis, Mais und Bohnen werden gepflanzt und wenige kümmert es wirklich, was so in der Welt abgeht.

Die Corona-Krise soll tödlich sein? Ach ja, das bekümmert hier die wenigsten. Sie sind auch sonst vielen gefährlichen Krankheiten ausgesetzt (wie z.B. Tuberkulose), welche, solange es keines der westlichen Länder betrifft, ja bisher auch niemand interessiert (die sogenannten „vernachlässigte“ Seuchen). Das Leben mit dem Tod gehört hier irgendwie zum Alltag.  Außerdem: Gott schützt uns ja! Immer wieder werde ich mit dieser Aussage konfrontiert, wenn ich die Ngäbe darauf anspreche, dass es wichtig wäre, sich an die Richtlinien der Regierung zu halten. Das interessiert hier aber eigentlich die Wenigsten.

Wir haben wegen der Corona Krise kein Einkommen? Nun, auch das ist hier für die Leute nichts Neues. Gehören doch die Ngäbe zu denen in dieser Welt, welche mit wenigen Dollar pro Woche auskommen müssen. So trifft es die meisten hier auch diesbezüglich nicht all zu hart. Hat man kein Geld, um Essen zu kaufen, findet man meist auf dem Feldschon irgendwo noch grüne Bananen oder Wurzelgemüse. Irgendwie überlebt man schon, dieser Kampf gehört zum normalen Alltag. Dass die Corona Krise die Ngäbe nicht so hart trifft, bedeutet nicht, dass es ihnen gut geht. Auch wenn Sie im Moment in gewisser Hinsicht besser gestellt sind, als diejenigen welche aktuell in kleinen Wohnungen ausharren müssen und hungern, zeigt die aktuelle Situation die prekäre Situation in welcher die Ngäbe leben. Denn sie triffts nicht so hart, weil sie es eh schon gewohnt sind, dass es ihnen schlecht geht. Sie beherrschen bereits die nötigen Überlebensmechanismen. Im Gegensatz dazu, geht’s den vielen Ngäbe, welche in der Stadt leben und kein Einkommen mehr haben, im Moment viel schlechter. Viele haben da einfach gar nichts mehr. Die Regierung verteilt zwar Essenspakete (auch im Ngäbegebiet), aber es ist mehr eine symbolische Geste als eine wirkliche Hilfe. Korruption und Nachlässigkeit tragen hier auch dazu bei, dass die Hilfe bei einigen gar nicht ankommt.

Lebensmittel-Lager für die staatliche Hilfslieferungen ins Ngäbe-Gebiet

 

Wir sind froh, dass bisher nur ein paar wenige Corona-Fälle im Ngäbegebiet bekannt sind. Würde sich dieser Virus hier ausbreiten, könnten die Folgen davon ein Desaster auslösen. Erstens verstehen und beachten hier die Wenigsten die Präventionsmaßnahmen und zweitens sind viele durch andere Krankheiten und Unterernährung sehr anfällig. Wir danken für euer Gebet, dass die Ngäbe verschont bleiben.